Wenn Nachhaltigkeit nur ein Platzhalter ist…

Wenn Nachhaltigkeit nur ein Platzhalter ist…

Nein, dies wird keine Posse über Perlen des Lokaljournalismus. Kein Treten in irgendeine Richtung. Sondern ein Aufzeigen meines Eindrucks über den Umgang mit Nachhaltigkeit in unserer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesellschaft – und einer Idee, wie wir damit umgehen sollten.

Dass in Zeitungen Platzhalter-Texte zur Visualisierung unfertiger Artikel verwendet werden („Lorem ipsum…“ – oder eben: „Nachhaltigkeit blabla…“), ist eine redaktionelle Praxis. Sie zeigt, dass da noch etwas kommen soll. Ein Thema. Eine Tiefe. Ein Inhalt. Und genau hier wird es spannend. Denn ist es nicht genau das, was uns auch gesellschaftlich begegnet?

Nachhaltigkeit steht auf jedem zweiten Werbeplakat. In jedem dritten Strategiepapier. Und in fast jedem Unternehmensleitbild. Doch wenn man genauer hinschaut, bleibt davon oft nur die leere Hülle. Ein Platzhalter. Für gutes Gewissen. Für Innovationsverzögerung. Für „wir tun ja was“. Aber was heißt das konkret?

Was bedeutet Nachhaltigkeit – jenseits der Buzzwords?

Es reicht eben nicht, einen Blumentopf auf den Empfangstresen zu stellen oder den Fuhrpark auf E-Autos umzustellen, während gleichzeitig Menschen in prekären Verhältnissen beschäftigt werden oder junge Mitarbeitende ausbrennen. Nachhaltigkeit beginnt im Inneren – in Haltungen, in Entscheidungen, in Strukturen. Sie ist unbequem, kostet manchmal Geld, Zeit oder Macht. Und sie fordert uns auf, unser Denken zu ändern, nicht nur unser Marketing.

Warum das gefährlich ist?

Weil Platzhalter bequem sind. Sie wirken nach außen, beruhigen nach innen – und verhindern echte Veränderung. Wenn Nachhaltigkeit nur ein PR-Wort bleibt, verpassen wir die vielleicht letzte Chance, Zukunft wirklich zu gestalten. Und zwar für alle – nicht nur für Geschäftsberichte oder Imagebroschüren.

Was wir stattdessen brauchen?

Klartext. Mut. Und echte Schritte. Unternehmen, die ihre Lieferketten transparent machen. Bildungsinstitutionen, die Persönlichkeitsentwicklung als Teil von Nachhaltigkeit verstehen. Führungskräfte, die Fehler eingestehen und zuhören. Und Menschen, die anfangen, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen, bevor sie auf andere zeigen. Hin zu Unternehmens- und Denkstrukturen, die Nachhaltigkeit so verinnerlicht haben, dass sie unbemerkt von Herzen kommt und Menschen verbindet. Genau das ist es, was meine Arbeit als Coach und Berater ausmacht.

Mein Appell:

Lasst uns „Nachhaltigkeit“ nicht weiter als Platzhalter verwenden – sondern als Versprechen. An uns selbst, an kommende Generationen, an diese Welt. Denn Zukunft entsteht nicht durch Worte, sondern durch Haltung.

Quelle: Lokalblatt „Schaufenster“, 50. Jahrgang / 25. Woche / 20./21. Juni 2025

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